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Interview mit Joe Chialo, Musikmanager und Bundestagskandidat
Der Musikunternehmer Joe Chialo tritt bei der Bundestagswahl 2021 als Kandidat der CDU in Berlin-Spandau/Charlottenburg Nord an und wurde als Experte für Kreativwirtschaft und Innovation in das Team von Kanzlerkandidat Armin Laschet berufen. Wir haben ihm fünf Fragen zum Zusammenspiel von Politik und Musikbranche gestellt.
Joe Chialo, Sie sind nicht nur Politiker, sondern vor allem auch Musikunternehmer und damit seit langem aktiver Teil der Kreativwirtschaft. Erwarten Sie, dass Sie sich in Zukunft zwischen „Kultur“ und „Wirtschaft“ entscheiden müssen oder haben Sie den Eindruck, dass sich das politisch vereinen lässt?
Kultur und Wirtschaft waren nie getrennt. Für mich als Unternehmer, der ich tagtäglich mit Künstlern zu tun habe, bedeutet künstlerische Freiheit aber auch immer Selbständigkeit. Es liegt nichts Verwerfliches darin, wenn Künstlerinnen und Künstler ihr Publikum suchen und damit auch wirtschaftlichen Erfolg haben. Wenn ihre Werke nicht nur erbauend, sondern auch spannend oder unterhaltend sind und damit für große Gemeinschaftserlebnisse sorgen. Händel, Michelangelo, Shakespeare – sie alle hatten ihr Publikum, ihre Förderer, noch besser: beides.
Wie stehen Sie als Experte für Kreativwirtschaft und Innovation im Team von Armin Laschet dem angekündigten Digitalministerium gegenüber? Schafft das ein Spannungsfeld mit einer starken Stimme für die Kultur- und Kreativwirtschaft oder erwarten Sie Synergien?
Ich halte ein Digitalministerium für absolut notwendig. Der digitale Wandel ist eines der großen Zukunftsthemen unserer Gesellschaft. Es würde auch zeigen, dass digitale Technologien die Basis zukünftiger Volkswirtschaften sind. Die globale Content-Economy gehört ja schon heute zu den Treibern des Wandels. Wir müssen alles dafür tun, dass wir den Digitalstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb stärken. Hierzu könnte ein Digitalministerium einen wichtigen Beitrag leisten.
Was wären Ihrer Meinung nach zentrale Maßnahmen, um die Musikbranche mittel- und langfristig unternehmerisch zu stärken, gerade auch mit Blick auf den für die Branche überlebenswichtigen Handel mit (digitalen) Rechten?
Zwei Dinge stehen für mich im Vordergrund: Erstens muss geistiges Eigentum wirksam geschützt werden. Und zweitens muss die Position von Künstlern, Kreativen und ihren Partnern in Verhandlungen gestärkt werden. Die EU hat vor mehr als zwei Jahren und nach einer langen und intensiven Auseinandersetzung mit der DSM-Richtlinie einen Rechtsrahmen gesetzt. Die Umsetzung in deutsches Recht in diesem Jahr war allerdings für viele Künstler, Labels und Verlage sehr enttäuschend. Im Gesetz steht zum Beispiel, dass es bei Musik eine „Bagatellgrenze“ von 15 Sekunden gibt. Ich glaube nicht, dass auch nur ein Künstler 15 Sekunden Musik für eine Bagatelle halten würde. Wir müssen dafür sorgen, dass das deutsche und europäische Urheberrecht die Branchen, die mit digitalen Services und Produkten arbeiten, unterstützt, statt sie zu schwächen.
Wenn Sie sich von der Branche etwas wünschen könnten, was wäre das?
Ich fände es großartig, wenn mit der „Koalition Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland – k3d“ die gesamte Kultur- und Kreativbranche, die immerhin zu den bedeutendsten Branchen überhaupt in Deutschland gehört, eine schlagkräftige Repräsentanz auch gegenüber der Politik erhielte. Die Kleinteiligkeit, die in vielen Dimensionen sicherlich ein Vorteil ist, hat sich wie in der Pandemie als Nachteil erwiesen, wenn es darum geht, mit einer Stimme zu sprechen und mit Nachdruck Unterstützung einzufordern.
Welchen Song würden Sie zur Feier des Tages im Adenauer-Haus laut aufdrehen, wenn es der CDU gelingt, aus dem aktuellen Umfragetief herauszukommen?
„Sonne“ von Rammstein.