Umsatz

Die Einnahmen mit Tonträgern haben im Jahr 2021 um 10 Prozent zugelegt. Der Umsatz aus dem Musikverkauf nähert sich damit einer symbolträchtigen Rekordsumme. Erstmals stammen mehr als zwei Drittel aus dem Audio-Streaming.

 

Der Gesamtumsatz mit aufgezeichneter Musik ist 2021 auf rund 2 Milliarden Euro (1,96 Mrd. €) gestiegen, ein Plus von 10 Prozent gegenüber 2020. Nachdem das Wachstum im Gesamtjahr 2020 mit 9 Prozent noch einstellig gewesen war, hat die Dynamik im zweiten Pandemiejahr also noch einmal zugenommen.

 

Nur der vergleichsweise geringe Betrag von rund 35 Millionen Euro trennte die Umsätze 2021 von der 2-Milliarden-Euro-Marke. Diese Einnahmen stellen nominal einen Rekordwert dar, der zuletzt vor rund 20 Jahren übertroffen wurde.

 

Auch eine andere Kennzahl hat 2021 einen bedeutenden Wert überschritten: Erstmals in der Geschichte der Branche wurden in Deutschland mehr als drei Viertel der Musikumsätze digital erzielt (76,4 %, Abb. 1). 2020 hatte der Wert gerade die Zwei-Drittel-Marke überschritten (71,5 %).

ABB. 1: Umsatzanteile aus dem Musikverkauf 2021, Physisch / Digital

Damit wurde 2021 noch rund jeder vierte eingenommene Euro mit physischen Tonträgern wie CDs und Schallplatten erzielt (23,6 %). Deren Erlöse sanken erstmals unter die Marke von 500 Millionen Euro, was einem Rückgang von etwa 9 Prozent entspricht. Über einen längeren Zeitraum betrachtet haben sich die Umsätze mit physischen Tonträgern seit dem Jahr 2016 mehr als halbiert, innerhalb der letzten 10 Jahre sind sie um annähernd zwei Drittel geschrumpft (Abb. 2).

ABB. 2: Gesamtumsatz aus Musikverkauf, Synchronisation und Leistungsschutzrechten 2011–2021 in der Bundesrepublik Deutschland

Demgegenüber stiegen die Einnahmen aus dem Verkauf von digitalen Tonträgern 2021 erstmals auf mehr als 1,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von fast 18 Prozent gegenüber 2020. Allerdings hat sich das Wachstum im Digitalbereich im Vergleich zum Vorjahr erneut leicht verlangsamt: 2020 hatte es 20,3 Prozent betragen und damit die Wachstumsrate aus dem Jahr 2019 ebenfalls unterschritten (22,5 %).

LIZENZEINNAHMEN UND EINNAHMEN AUS LEISTUNGSSCHUTZRECHTEN

Neben den Musikverkäufen aus physischen und digitalen Geschäftsfeldern stellen die Einnahmen aus Leistungsschutzrechten sowie die Synchronisation – die Verwendung von Musik beispielsweise für TV oder Film – Erlösquellen der Branche dar (Abb. 2).

 

Die Gesamterträge aus GVL-Leistungsschutzrechten lagen im Jahr 2021 bei geschätzt 236 Millionen Euro (Abb. 2). Bei Redaktionsschluss stand der Wert noch nicht abschließend fest. Die Ertragserwartungen aus der öffentlichen Wiedergabe lagen aufgrund der anhaltenden Coronapandemie auf einem relativ niedrigen Niveau. Der Anstieg auf Gesamtertragsebene resultierte aus Sondereffekten im Bereich der Sendevergütung und gegenüber 2020 erneut gestiegenen Einnahmen aus dem Segment der privaten Vervielfältigung.

 

Die Lizenzeinnahmen aus der Nutzung für Film, Fernsehen, Werbung und Games stiegen 2021 um knapp 22 Prozent auf 9 Millionen Euro.

VINYL-UMSÄTZE STEIGEN; EINNAHMEN AUS CD-VERKÄUFEN SINKEN

Während mit CDs vor zehn Jahren noch etwas mehr als 1 Milliarde Euro umgesetzt wurde, ist diese Summe seitdem um etwa zwei Drittel auf zuletzt 323 Millionen Euro gesunken (Abb. 3). Im Vergleich zu 2020 gingen die CD-Umsätze um mehr als 60 Millionen Euro oder ein Sechstel zurück (–16,7 %). In der Kategorie der physischen Tonträger ist die CD jedoch nach wie vor für fast 70 Prozent der Umsätze verantwortlich.

ABB. 3: Umsatzentwicklung der physischen Tonträger 2011–2021

Gut ein Viertel der Umsätze (25,5 %) stammt aus dem Verkauf von Vinyl-LPs, dessen Erlöse im Jahr 2021 um 20,1 Prozent zugenommen haben. Diese Umsätze haben sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verfünffacht. 2021 haben sie mit über 100 Millionen Euro erstmals seit Anfang der 1990er-Jahre wieder dreistellige Millionenbeträge erreicht. Die höchsten mit Vinyl erzielten Erlöse lagen in Deutschland bei 760 Millionen Euro im Jahr 1980.

 

Im Vergleich zur CD und zu Vinyl-LPs sind die Umsatzanteile anderer physischer Tonträger gering. Mit 15 Millionen Euro trug Musik auf DVD, VHS und Blu-ray noch am meisten bei, wobei sich hier jedoch ein Umsatzrückgang von mehr als einem Fünftel beobachten lässt (–22,6 %). Damit setzte sich ein spätestens ab 2012 deutlich merkbarer Rückgang fort.

 

Etwa halb so viel wie die Video-Umsätze steuerten mit 7 Millionen Euro wiederum Single-Tonträger bei. Bei dem beachtlichen Zuwachs von 73,4 Prozent im Jahr 2021 handelt es sich jedoch angesichts des geringen Umsatzanteils von 1,5 Prozent innerhalb der Kategorie der physischen Tonträger um einen Boom in der Nische. Mit MC bzw. Musik auf Kassetten wurden zuletzt noch etwa 500.000 Euro umgesetzt, zwar mehr als 2020 (+9 %), aber dennoch unter den Werten früherer Jahre.

 

UMSATZ STATMM ZU MEHR ALS ZWEI DRITTELN AUS AUDIO-STREAMING

68,3 Prozent aller Brancheneinnahmen aus Musikverkäufen wurden 2021 mit Audio-Streaming erzielt (Abb. 1), 2020 waren es noch 63,4 Prozent gewesen (vgl. Musikindustrie in Zahlen 2020). Innerhalb der Gruppe der digitalen Musikverkäufe beträgt der Anteil des Audio-Streamings sogar rund 89 Prozent. In absoluten Zahlen beliefen sich die damit erzielten Umsätze auf 1,34 Milliarden Euro. Mit 18,6 Prozent erreichte das Wachstum der Audio-Streaming-Umsätze 2021 eine Steigerung um fast ein Fünftel (Abb. 4). Besonders deutlich wird die große Entwicklungsdynamik der Umsätze im Audio-Streaming im Vergleich mit den Einnahmen von insgesamt nur 29 Millionen Euro im Jahr 2012.

 

Musik-Downloads dagegen machten 2021 mit einer Summe von 58 Millionen Euro noch 3 Prozent des Branchengesamtumsatzes aus (Abb. 1), dies entspricht einem Rückgang um fast ein Viertel (23 %). Damit haben sich innerhalb der Digitaleinnahmen die Umsatzverhältnisse seit 2012 nahezu umgekehrt: Während zu Beginn dieses Zeitraums Downloads noch für 87 Prozent der Digitalumsätze sorgten und Audio-Streaming für 10 Prozent (Abb. 4), lagen die entsprechenden Anteile 2021 bei rund 6 Prozent (Downloads) und rund 89 Prozent (Audio-Streaming).

 

ABB. 4: Umsatzentwicklung digitaler Musikverkäufe 2011–2021

Im Gegensatz zu den Downloads sind die Umsätze im Bereich „Sonstiges“ gestiegen. Hierzu zählen Einnahmen aus Video-Streaming-Plattformen, Mobile (Realtones/Ringbacktones) und Cloud-Services. Dieses Segment hat 2021 ein Wachstum um beinahe die Hälfte (48,3 %) und erstmals einen Umsatz in Höhe von 100 Millionen Euro verzeichnet. Der Blick aus einer Gesamtperspektive zeigt jedoch, dass dies nach wie vor nur rund 5 Prozent der gesamten Branchenumsätze ausmacht.

 

UMSATZANTEILE DER REPERTOIRESEGMENTE IN DEN VIER KERNFORMATEN AUDIO-STREAMING, CD, VINYL UND DOWNLOAD

HipHop/Rap erobert den Streaming-Markt weiter. Annähernd ein Viertel (23 %) der Audio-Streaming-Umsätze wurde in diesem Segment erzielt. Vor fünf Jahren war es noch ein Fünftel (Abb. 5). Einen geringfügig höheren Stellenwert hat Pop mit 24 Prozent der Streaming-Umsätze, wobei der Wert 2016 allerdings noch bei 30 Prozent hatte gelegen.

 

ABB. 5: Umsatzentwicklung in den Teilmärkten 2019-2021

Rock/Hardrock/Heavy Metal und Dance haben auf Spotify & Co. ähnlich an Bedeutung eingebüßt, sie tragen jeweils noch 13 Prozent zu den Streaming-Umsätzen bei. Im Gegensatz dazu konnten die Produzenten von Family-Content, Schlager sowie anderen Inhalten ihren Anteil jeweils mindestens verdoppeln, auch wenn dies in den einzelnen Segmenten sehr unterschiedliches Gewicht hatte: Bei Family-Produkten bedeutete es von 2016 auf 2021 einen Sprung von 6 auf 14 Prozent Umsatzanteil, bei Schlager dagegen von 1 auf 2 Prozent aller Streaming-Umsätze. Die Umsatzanteile der übrigen Repertoiresegmente Deutschpop (3 %), Jazz und Klassik (jeweils 1 %) sowie Volksmusik (weniger als 1 %) sind im Vergleich zu 2016 weitgehend unverändert geblieben.

 

Im Unterschied zu den deutlichen Veränderungen beim Audio-Streaming sorgen die verschiedenen Musikrichtungen in beinahe gleichem Maß wie schon vor fünf Jahren für Vinyl-Umsätze. Ihr Umsatzanteil stieg bzw. sank lediglich in einer Größenordnung von jeweils 1 Prozentpunkt. Mehr als die Hälfte der Einnahmen mit Vinyl stammte nach wie vor von Fans von Rock/Hardrock/Heavy Metal (53 %). Pop (24 %), HipHop/Rap (6 %) und Jazz (5 %) folgten in der Rangliste der umsatzstärksten Musikrichtungen. Auch im Deutschpop (4 %), im Dance (3 %), in der Klassik (2 %) und mit Family-Content (1 %) wurden Vinyl-Erlöse erzielt. In den Bereichen Schlager und Volksmusik spielten Schallplatten dagegen keine Rolle.

 

Auch bei CDs verteilten sich die Umsätze 2021 in etwa so auf die verschiedenen Repertoiresegmente bzw. Musikrichtungen wie im Jahr 2016. Rock/Hardrock/Heavy Metal (27 %) und Pop (24 %) tragen – wie auch bei Vinyl – am stärksten zum Umsatz bei. Bei den Einnahmen aus CD-Verkäufen spielt jedoch anders als bei Schallplatten Schlager eine bedeutendere Rolle (13 %) als HipHop/Rap (8 %).

 

 

PROGNOSE: DEUTSCHE MUSIKINDUSTRIE WÄCHST WEITER, ABER WENIGER STARK

Derzeit lässt sich weder genau abschätzen, welche Rolle vor allem das Coronavirus, nun aber auch der Krieg in der Ukraine im deutschen Alltag in den kommenden Jahren spielen wird, gehen Fachleute aus der Branche sowie aus der Marktforschung von einer weiterhin positiven wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb der Musikindustrie aus. Das Wachstum wird nach Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) allerdings weniger stark ausfallen als in den vergangenen Jahren.

 

 

STREAMING-UMSÄTZE WERDEN AUF MEHR ALS 2 MILLIARDEN EURO ANSTEIGEN

Nach den Erwartungen der Expert:innen wird der Umsatz der Musikindustrie nach den 1,96 Milliarden Euro 2021 und einem Plus von 10 Prozent im Jahr 2022 die Marke von 2 Milliarden Euro deutlich überschreiten und kann im Jahr 2024 auf 2,4 Milliarden Euro ansteigen (Abb. 6).

Der zu erwartende Umsatzrückgang bei Downloads wird nach Einschätzung der GfK bis 2024 relativ gleichbleibend bei jährlich etwas mehr als einem Fünftel liegen. Der Umsatzanteil am Gesamtmarkt dürfte dann zuletzt etwa 1 Prozent ausmachen.

ABB. 6: GfK-Musikmarktprognose 2021 (Umsatzanteile des Gesamtmarktes in 2024)

Die Erlöse aus dem Verkauf von physischen Tonträgern werden ebenfalls zurückgehen, allerdings jährlich weniger stark. Der heutige Wert von rund 460 Millionen Euro dürfte bis 2024 auf 350 Millionen Euro sinken und damit noch einen Anteil von 14,5 Prozent am Umsatz bedeuten.

 

Das Wachstum wird auch in den nächsten Jahren überwiegend aus dem Streaming resultieren. Die Dynamik der Zuwachsraten durch neue Abonnements wird von Jahr zu Jahr etwas abnehmen. Streaming wird im Jahr 2024 aller Voraussicht nach für insgesamt fast 85 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich sein. Streaming-Modelle finden eine zunehmend breite Akzeptanz in der Bevölkerung – zugleich ist der Markt nach Expert:inneneinschätzung vor allem in den bevölkerungsstarken älteren Zielgruppen noch nicht gesättigt. Dies verspricht auch über 2024 hinaus noch Wachstum.